Thema: Salomonische Weisheit |
josef (23 Beiträge) am 28.11.2008 um 18:18 Uhr: |
Salomonische Weisheit
Ein vornehmer Herr reitet auf seinem Pferd von Jericho nach Jerusalem.
Unterwegs trifft er auf einen am Wegrand stehenden Bettler, der ihn bittet, ihn mitzunehmen.
Der freundliche Reiter zieht den armen Mann zu sich hinauf und setzt ihn vor sich auf das eigene Pferd.
Als sie im Zentrum von Jerusalem ankommen, findet dort gerade ein Markt statt, und es wimmelt nur so von Menschen.
Der hilfsbereite Reiter bittet nun seinen Mitreisenden abzusteigen.
Doch dieser schreit plötzlich laut um Hilfe und behauptet, dass ihm der andere seinen einzig verbliebenen Besitz – sein Pferd - stehlen möchte.
Für das Volk steht fest, dass der Arme im Recht ist, und dass man ihm helfen muss. Ein paar kräftige Männer ziehen den vermeintlichen Betrüger vom Ross und verprügeln ihn gehörig.
Nur mit größter Mühe gelingt es ihm schließlich, den Fall Salomo zur Entscheidung vorzulegen.
König Salomo beschlagnahmt das Pferd und bestellt die beiden Kontrahenten in 14 Tagen zu sich.
Als beide am Gerichtstag vor Salomo erscheinen, lässt dieser sofort - ohne Verhör - den Bettler als Betrüger verhaften und gibt dem edlen Herrn sein Pferd zurück.
Salomo war sich völlig sicher, richtig entschieden zu haben.
Wie fand Salomo die Wahrheit heraus?
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peter (34 Beiträge) am 29.11.2008 um 11:05 Uhr: |
Wieder ein schönes Rätsel.
Und wieder hätte ich zu Beginn ein paar Fragen:
Was wusste Salomo alles über die beiden? Damit meine ich, wusste er wer von den beiden \"vorne\" auf dem Pferd saß oder konnte man den beiden ansehen, wer der Bettler und wer der Edelmann war?
Er verhörte die beiden zwar nicht, aber das heißt ja nicht, dass er keine Informationen über sie erhielt. (Ganz simples Beispiel wäre, wenn der Edelmann einen Beweis für den Besitz des Pferdes oder eine Widerlegung der Behauptung des Bettlers vorzeigen würde. Dann wäre ja kein Verhör notwendig.)
Was auch sein kann, ist das innerhalb der 14 Tage etwas vorgefallen ist, was Salomo eindeutig bewies, dass der Bettler log. (?)
Konkret gefragt:
Liegt die Lösung des Rätsels darin, dass Salomo etwas am Gerichtstag auffällt?
Sind die 14 Tage entscheidend?
Ist die Abfolge der Ereignisse während des Vorfalls entscheidend?
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Jonas (Administrator, 334 Beiträge) am 29.11.2008 um 21:21 Uhr: |
In Anlehnung an 1. Könige 3,16-28:
Salomo holt am Gerichtstag das Pferd, den Bettler und den vornehmen Herrn zu sich. Vor den Augen der beiden Kontrahenten befiehlt er, das Pferd in zwei gleich große Teile zu teilen und jedem von ihnen einen Teil zu geben.
Der wahre Pferdebesitzer wird - sofern ihm das Tier sehr wichtig ist - nicht zulassen, dass das Pferd geschlachtet wird, sondern es lieber dem anderen überlassen wollen. Dem Bettler dürfte das Ergehen des Tieres ziemlich egal sein, da er in seiner Lage auch das Pferdefleisch gebrauchen könnte (\"besser, als gar nichts\").
Aus der Reaktion der beiden Kontrahenten hat Salomo dann seine Entscheidung getroffen.
Ist auf jeden Fall ein sehr schönes Rätsel.
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josef (23 Beiträge) am 29.11.2008 um 23:57 Uhr: |
Hallo Peter,
Zu deinen Fragen:
Den beiden konnte man deutlich ansehen, wer der Herr und wer der Bettler war, aber das spielt keine besondere Rolle für die Lösung des Rätsels.
Salomo wusste über diesen Streitfall nur, dass beide auf einem Pferd in die Stadt eingeritten sind, und dass beide behaupteten, dass ihm das Pferd gehöre.
Niemand legte Salomo eine Pferde- Besitzurkunde o. ä. vor, und es traten auch keine Zeugen auf.
Ja, die Lösung des Rätsels liegt darin, dass Salomo etwas am Gerichtstag auffällt.
Es mussten nicht genau 14 Tage sein – es hätten auch etwas weniger oder mehr sein können.
Die Abfolge der Ereignisse ist nicht entscheidend.
Hallo Jonas,
Deine vorgeschlagene Rätsel-Lösung aus 1. Könige 3,16-28 hätte durchaus der Wahrheitsfindung dienen können, aber im Rätsel heißt es, dass Salomo am Gerichtstag SOFORT den Bettler als Betrüger verhaften ließ, was gegen deine Lösung spricht.
Salomo kannte die Wahrheit schon, bevor die zwei Reiter vor ihm standen.
Gruß
Josef Kroiß
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peter (34 Beiträge) am 30.11.2008 um 00:47 Uhr: |
Das was Jonas schreibt, hab ich mir auch gedacht, aber als zu \"auffällig\" abgetan.
Josef, du schreibst, dass er schon wusste wer der eigentliche Besitzer des Pferdes war, bevor er sie sah.
Sah er sie denn zu dem Zeitpunkt zum ersten Mal?
Ein weiterer Punkt ist, dass du sagst, dass die Zeitspanne von 14 Tagen beliebig lang oder kurz sein kann. Ist es aber entscheidend, dass es eine Zeitspanne gab, oder hätte das \"Gerichtsverfahren\" auch unmittelbar stattfinden können?
Hat Salomo sich vor der Anhörung schon explizit mit diesem Fall beschäftigt oder erst zum angesetzten Termin?
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josef (23 Beiträge) am 30.11.2008 um 01:16 Uhr: |
Hallo Peter,
ich habe nicht geschrieben, dass Salomo schon wusste, wer der eigentliche Besitzer des Pferdes war, bevor er sie sah, sondern „ … bevor die zwei Reiter vor ihm standen. (wichtiger Unterschied!)
Als die beiden den Gerichtssaal betraten, sah sie Salomo zum zweiten Mal.
Ich habe auch nicht geschrieben, dass die Zeitspanne von 14 Tagen beliebig lang oder kurz sein kann, sondern, dass es auch etwas weniger oder mehr (Tage) hätten sein können.
Eine Zeitspanne von etwa ein bis vier Wochen nach Klageerhebung war für die Wahrheitsfindung schon sehr hilfreich.
Salomo fasste seinen Lösungsplan sofort nach Meldung des Streitfalles, bei dem ihm auch das beschlagnahmte Pferd übergeben wurde.
Gruß
Josef Kroiß
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peter (34 Beiträge) am 02.12.2008 um 21:34 Uhr: |
Salomo hat also den Fall übernommen, hatte eine Idee, wie er den Streit lösen konnte, und dafür mussten die beiden Kontrahenten einige Tage später erst wieder vor ihm zusammenkommen.
Das Pferd hat er beschlagnahmen lassen. War auch dies nötig für die Durchführung des Plans oder nur aus Fairnessgründen, damit bis der wahre Besitzer ermittelt ist, keiner mit dem Pferd abhaut oder ähnliches?
Ich hätte ein paar Vermutungen:
1. Salomo hat irgendetwas im \"Gerichtsraum\" vorbereitet, auf das die beiden reagieren sollten, wenn sie es sähen.
Anhand der Reaktion konnte er dann sofort erkennen, wer der eigentliche Besitzer war. Es könnte zum Beispiel ein totes Pferd sein, dass dem Pferd um das es geht sehr ähnlich sieht. Oder ein ganz anderes Pferd, und nur der wahre Besitzer zeigt sich verwirrt, da es nicht sein Pferd sei.
Nicht ganz so, aber halt in diese Richtung.
2. Salomo hat die beiden über den Zeitraum von 14 Tagen beobachten lassen und hat etwas über sie in Erfahrung gebracht, was ihm half. (Möglicherweise auch in Kombination mit 1.)
Fragen:
1. Geht eine der beiden Vermutung ansatzweise in die richtige Richtung?
2. Durften sich die beiden Kontrahenten frei bewegen in den 14 Tagen (ist das relevant?)?
3. War das Pferd oder ein anderes Pferd im Raum der Verhandlung anwesend, als die beiden den Raum betraten?
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josef (23 Beiträge) am 03.12.2008 um 02:11 Uhr: |
Hallo Peter,
in deinem Beitrag ist viel Richtiges enthalten; du bist der Lösung des Rätsels schon recht nahe.
Dein erster Absatz trifft voll zu.
Die Beschlagnahme des Pferdes war sehr wichtig für die Wahrheitsfindung.
Nicht die beiden Reiter reagierten auf etwas, sondern das Pferd.
Salomo ließ die beiden Kontrahenten nicht bespitzeln, sondern beobachtete sie nur beim Betreten seines Hofes.
Zu deinen drei Fragen konkret:
1. Deine Vermutung geht schon ansatzweise in die richtige Richtung,
2. Die beiden Reiter durften sich während der 14 Tage frei bewegen und wurden auch nicht beobachtet bis sie den Schlosshof betraten.
3. Das Pferd war nicht im Gerichtssaal sondern im Hof.
Gruß
Josef Kroiß
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peter (34 Beiträge) am 13.12.2008 um 11:46 Uhr: |
Das Pferd steht auf dem Hof und reagiert auf etwas.
Wo befindet sich der Hof? Wenn wir davon ausgehen, dass Salomo die beiden in einem Raum empfängt, kann er dann von seinem Platz aus das Pferd sehen? Konnten die beiden das Pferd sehen, als oder bevor sie den Raum betraten?
Ich könnte mir jetzt auch nur 2 mögliche Reaktionen des Pferdes vorstellen:
Eine positive auf den eigentlichen Besitzer oder eine negative auf den Bettler.
Was ich mir vorstellen könnte wäre, dass Salomo das Pferd in den Hof gestellt hat, die beiden Männer dann kommen lässt und das Pferd reagiert auf den eigentlichen Besitzer. Salomo würde diese Reaktion sehen und daraus seine Schlüsse ziehen.
Allerdings fände ich diese Methode nicht wirklich eindeutig und deswegen denke ich, dass es so nicht war.
Andere Möglichkeit:
Mit dem Pferd wird irgendwas gemacht während es im Hof steht und reagiert daher irgendwie. Allerdings wüsste ich noch nichts konkretes.
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josef (23 Beiträge) am 13.12.2008 um 23:53 Uhr: |
Josef Kroiß am 13.12.2008
Hallo Peter,
Du hast die Lösung gefunden.
Salomo hängte das Pferd so in einen Stall im Hof, dass es durch das einzige Fenster auf den Eingang zum Hof sehen konnte.
Die Reiter sahen das Pferd nicht, weil es im Stall dunkel war.
Dem Torhüter befahl Salomo, zuerst den Bettler eintreten zu lassen und nach wenigen Minuten den Edelmann.
Salomo beobachtete das Geschehen durch ein Fenster.
Als der Bettler den Hof betrat, blieb das Pferd völlig gleichgültig; als aber der Edelmann in den Hof eintrat, wieherte es hocherfreut, weil es seinen guten Herrn wieder sah, um den es
14 Tage lang getrauert hatte.
Der Edelmann blieb stehen und antwortete mit dem Kosenamen des Pferdes, bevor er seinen Weg zu Salomo fortsetzte.
Für Salomo hat das unbestechliche Pferd seinen Besitzer selbst identifiziert.
Gruß
Josef Kroiß
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